Wie kam es dazu, dass du dich für einen Einsatz in Kambodscha entschieden hast und diesen nun sogar verlängerst?

Die «weite Welt» und unser Zusammenleben als globale Gemeinschaft haben mich schon immer interessiert und auch bewegt, genauso Gottes Aufruf zum Einsatz für Gerechtigkeit, der sich quer durch die Bibel zieht. Der Gedanke, dass es nun dran sein könnte, einmal vor Ort in einem Projekt mitzuarbeiten, das Lebensbedingungen verbessern und Gottes Liebe sichtbar machen möchte, kam mir an einer beruflichen Wegkreuzung. Nun lebe ich mich hier immer mehr ein, bin ein Stückweit angekommen – und merke, dass Vieles leichter und einfacher wird, ich mehr geben und auch etwas «ernten» kann von dem, was ich in der doch oft recht anstrengenden ersten Zeit erarbeitet habe und was geworden ist. Zum verstehe ich mehr von Kultur und Sprache, Beziehungen wachsen… Und  ich fände es fast schade, nicht noch etwas länger zu bleiben.

Wie hast du die Zeit seit September 2022 bei Lighthouse Battambang erlebt und was motiviert dich für dein neues (Bibliotheks-)Projekt?

Intensiv, schön, herausfordernd… Ich wurde reich beschenkt und konnte viel lernen wie auch persönlich wachsen. Mit dem Bibliotheksprojekt möchten wir die Freude am Lesen, Lernen und Entdecken der Welt fördern. Das trägt hoffentlich dazu bei, junge Menschen in einer gesunden Entwicklung zu unterstützen und sie zu ermutigen, ihr Potential zu entfalten und sich in ihrem Umfeld einzubringen.

Wie nimmst du die Menschen und die Kultur vor Ort wahr? 

Die Menschen begegnen mir hier sehr freundlich und ich erlebe eine grosse Fähigkeit zur Annahme, Gelassenheit und Zufriedenheit. Es fällt mir auch immer wieder auf, wie beziehungsorientiert die Kultur ist und dass die Zeit eine andere Rolle spielt, als ich es mir gewohnt bin. 

Was hast du schon jetzt für dich persönlich gelernt / Was ist dir persönlich seit deinem Einsatz wichtig geworden?

Es wird mir hier öfters als in der Schweiz deutlich bewusst, dass ich die Dinge «nicht im Griff habe». Darin übe ich, loszulassen und zu vertrauen – Menschen vertrauen und Gott vertrauen. So wächst dann ja auch die Liebe: wo wir uns auf das Gegenüber einlassen, anstatt um uns selbst zu kreisen. Oft merke ich auch, wie viel wir gewinnen, wenn wir versuchen, wirklich offen zu fragen und zuzuhören, um zu verstehen. Es kann immer auch anders sein, als ich es vermuten. Und im Bemühen darum, mich anzupassen, lerne ich, darin doch auch mich selber zu bleiben – und unsere Verschiedenheit als Bereicherung zu sehen. 

Was würdest du anderen Leuten raten, die sich ebenfalls für einen Einsatz interessieren aber noch unschlüssig sind?

Es half mir, aktive Schritte zu machen im Entscheidungsprozess, auch als ich noch wenig innere Klarheit hatte: Infos suchen, ins Gespräch kommen mit Organisationen, die Einsätze anbieten, mit Menschen reden, die selber so arbeiten oder gearbeitet haben, Austausch im persönlichen Umfeld und hören, was Menschen, die mich gut kennen, über meinen Pläne denken, Alternativen prüfen… Es ist sicher auch gut, sich bewusst zu sein, wie man in Entscheidungen «funktioniert» und sich darin gut führen kann. Selber bin ich eine langsame Entscheiderin. Es war gut, mir Zeit zu lassen und mich mit den auftauchenden Fragen vertieft auseinanderzusetzen, bis die Entscheidung «reif» war. Gleichzeitig übte ich, mutig vorwärtszugehen, wenn ich den Eindruck hatte, das sein dran – im Vertrauen auf Gott, der mich leitet und hören lässt, wenn er mir etwas Bestimmtes sagen möchte, weil ich mit ihm unterwegs bin.