VON ANNA BUESS

Chenda und Pektra haben beide drei Jahre lang bei Lighthouse Battambang gelebt und die Highschool in Battambang besucht. Nun bereiten sie sich auf die Abschlussprüfungen der zwölften Klasse vor.

Wie blicken sie auf die letzten drei Jahre zurück?

Beide erinnern sich noch gut an ihren ersten Tag auf dem Campus. «Es hat mir vom ersten Tag an gut gefallen. Ich kannte schon viele andere Schüler/innen und auch Mitarbeitende», erzählt Chenda. Für Pektra sind die Erinnerungen gemischter: «Ich war etwas nervös, habe mich aber bald wohlgefühlt. Die Mitarbeitenden haben mir Schritt für Schritt gezeigt, wie ich mich zurechtfinden kann. Es hat auch geholfen, dass ich einige andere Schüler/innen von früher her kannte.» 

Wie Pektra und Chenda sind sehr viele unserer Schüler/innen in Kamping Puoy aufgewachsen. Auf diese Weise haben die beiden auch zum ersten Mal von Lighthouse Battambang gehört – Bekannte haben ihnen davon erzählt. Was hat die beiden schlussendlich motiviert, nach Battambang zu ziehen, um die Highschool zu besuchen? Pektra erzählt: «Meine Familie musste schon für das Studium meiner älteren Geschwister viel Geld ausgeben. Ich wollte sie nicht weiter finanziell belasten, aber wünschte mir, ebenfalls zu studieren.» Seine Eltern führen ein Geschäft für landwirtschaftliche Geräte und Maschinen. Seine ältere Schwester arbeitet inzwischen im Verkauf, sein Bruder studiert noch und seine jüngere Schwester besucht die zweite Primarklasse. Weil der Schulunterricht auf dem Land nur bis zur 9. Klasse angeboten wird, müssen alle Jugendlichen, die studieren möchten, in die Stadt ziehen, um dort eine Highschool (10.-12. Klasse) zu besuchen. Die qualitativ deutlich besseren Highschools sind aber für viele Familien eine finanzielle Belastung, dazu kommen oft Sorgen um einen sicheren Ort zum Wohnen.

In der Schule mag Chenda Khmer am liebsten. In diesem Fach wird nicht nur die kambodschanische Sprache unterrichtet, sondern z.B. auch die Geschichte und Literatur des Landes. Pektra interessieren die naturwissenschaftlichen Fächer am meisten, «besonders Biologie». Kürzlich erzielte er in einer Zwischenprüfung im Fach Khmer das zweitbeste Resultat seiner Highschool. Daraufhin wurde er eingeladen, an einer Prüfung für alle bestplatzierten Schüler/innen der ganzen Provinz Battambang teilzunehmen. Auch dort schaffte er es auf den zweiten Platz. Damit wurde er an die nationale Prüfung zugelassen. Dort erzielte er kein Bestresultat mehr, aber natürlich freut er sich auch so über seinen Erfolg – und wir uns mit ihm. 

Nun wird auf dem Campus ja aber nicht nur gelernt, sondern auch der Alltag miteinander geteilt und zusammen gefeiert. Beide strahlen und erzählen vom Gleichen, wenn sie nach den schönsten Erinnerungen an die letzten drei Jahre gefragt werden: von den Ausflügen mit allen andern Schüler/innen und dem Team, manchmal für einen Tag und manchmal mit einer Übernachtung in Hängematten oder Zelten. «Da haben wir manchmal nicht viel geschlafen und sind sehr müde zurückgekommen – aber glücklich.» 

Und was hat sie besonders herausgefordert? Chenda: «Im letzten Highschool-Jahr wurden wir Zimmerverantwortliche. Weil jeder eine andere Einstellung hat, fiel mir das am Anfang schwer. Dann habe ich gelernt, dass und wie ich ein Vorbild für die Jüngeren sein kann. Das hat mir geholfen.» Wie hat Pektra es erlebt, eine Leitungsaufgabe für nur wenig jüngere Kollegen übernehmen zu müssen? Er lacht: «Es war nicht einfach, aber manchmal auch sehr einfach.» Schwierig sei es dann gewesen, wenn er Dinge habe verlangen oder durchsetzen müssen, die bei seinen Zimmerkollegen auf Widerstand gestossen seien. Und wie ist er damit umgegangen? «Ich habe gelernt, mit ihnen darüber zu reden, um sie besser zu verstehen. Wir haben alle unterschiedliche Vorlieben und Haltungen gegenüber gewissen Dingen. Im Plekbontol (wöchentlicher Jugendgottesdienst) wurden manchmal Themen angesprochen, die mir im Zusammenleben und auch bei meiner Aufgabe als Zimmerverantwortlicher geholfen haben.»

Vom Montag bis Samstag ist der Stundenplan der Schüler/innen sehr voll. Die Tage beginnen um 5 Uhr morgens mit dem Morgensport und bis 7 Uhr abends findet zusätzlicher Unterricht statt, wenn auch nicht immer durchgehend. Pektra besucht trotzdem etwa zweimal monatlich seine Familie, jeweils vom Samstag- bis Sonntagnachmittag. Sein älterer Bruder wohnt in Battambang und nimmt Pektra jeweils mit dem Motorrad mit, um die Eltern zu besuchen. Chenda hingegen bleibt am Wochenende meist auf dem Campus. Gelegentlich wird sie von ihrer Mutter oder ihrem Vater abgeholt, um ihre Familie zu besuchen.  

Für die Zukunft träumt Chenda davon, mit ihrer Familie verreisen zu können, schöne Orte zu besuchen. «Das wäre schön…» Als nächsten konkreten Schritt plant sie, nach der Highschool Informatik zu studieren. Parallel zum Studium möchte sie arbeiten. Auch Pektra hat einen Traum. Er schmunzelt: «Das ist wirklich ein Traum, aber ich würde gerne Sänger werden oder sonst ein Künstler auf einer Bühne… Ein Ziel, das ich tatsächlich erreichen möchte, ist es, Pflege zu studieren und einmal als Pfleger zu arbeiten. Und ich möchte weiterhin meine Familie dabei unterstützen, ihre Ziele zu erreichen. Ich möchte allen danken, die Lighthouse Battambang unterstützen, genauso wie den freiwilligen Mitarbeitenden, die Zeit, Geld und Kraft investieren, um hier zu arbeiten.»