VON ANNA BUESS

Die Fahrt ins Dorf, wo unser Serving Programm stattfindet, kann in der Regenzeit ein wahres Abenteuer sein. Unsere Trainees, die in diesem Programm arbeiten, meistern dies immer wieder souverän – auch wenn sie nach ihrem Einsatz oft sehr müde sind, wie sie uns erzählen. «Müde, aber glücklich.» Besonders für Laisor sind diese Fahrten eine Herausforderung: «Bevor ich hier arbeitete, war ich meist mit dem Fahrrad unterwegs. Dadurch, dass ich jetzt regelmässig und bei jedem Wetter diese längere Strecke auf oft schlechten Strassen fahre, habe ich viel gelernt und fühle mich dabei inzwischen schon viel sicherer.» 

Letzte Woche begleiteten Dyma und ich Sreypov und Laisor, die jeweils am Donnerstagnachmittag rund 16 Kinder von der 1. bis 3. Klasse unterrichten.

Einige Kinder erwarteten uns bereits und beäugten Dyma und mich neugierig. Sreypov und Laisor richteten sich ein und schickten einige Kinder nochmals nachhause, um die Schulhefte zu holen, welche sie vergessen hatten. Nach wenigen Minuten waren sie schon wieder zurück – sie alle wohnen ganz in der Nähe. Borey meint: «Wenn wir unser Angebot bewerben und in der weiteren Umgebung bekanntmachen würden, hätten wir vermutlich bald dreissig oder vierzig Kinder, die kommen möchten. Das wäre natürlich schön, ist aber zurzeit noch nicht möglich. Wir müssen klein beginnen, Erfahrungen sammeln und lernen, bevor wir wachsen können.» Zurzeit sind es jeweils zwölf bis zwanzig Kinder, die das Programm besuchen.

Zum Einstieg sangen die Kinder ein Lied – natürlich erst, nachdem sie die anwesenden Erwachsenen begrüsst hatten. Es ist dem Team wichtig, mit den Kindern Umgangsformen einzuüben, die Respekt gegenüber den Menschen ausdrücken, die älter sind und/oder eine höhere Position innehaben. Dies ist in der kambodschanischen Gesellschaft sehr wichtig. 

Sreypov und Laisor leiten abwechselnd eine Sequenz des Unterrichts. Manchmal sind sie froh, zu zweit zu sein, z.B. wenn die Kinder englische Wörter in ihre Hefte schreiben und die Lehrerinnen einzelnen helfen, die Unterstützung brauchen. Laisor wünscht sich schon seit Langem, Lehrerin zu werden. Anfangs fühlte sie sich beim Unterrichten oft unsicher. «Ich hatte das ja noch nie zuvor gemacht. Nun habe ich mehr darüber gelernt, wie ich eine Gruppe anleiten und begleiten kann.» Welches sind für Laisor besonders kostbare Momente? «Wenn die Kinder mitmachen, wenn sie sich melden – oder einfach wenn sie mir ihr Lachen schenken.» Sreypov erzählt: «Früher mochte ich Kinder nicht besonders. Bei Lighthouse Serving zu arbeiten, hat meine Haltung ihnen gegenüber verändert – jetzt macht es mir Freude, mit ihnen Zeit zu verbringen.» 

Borey bespricht jede Woche mit den zwei Trainees das Programm des nächsten Nachmittags. Die beiden bereiten dann den Unterricht vor und schicken ihm ihre Planung zu, wenn nötig bringt er noch Korrekturen an oder gibt Anregungen zur Verbesserung. Sie dürfen viel mitbestimmen, z.B. welches Wortfeld als Nächstes drankommt. Bei unserem Besuch waren das gerade die Namen der Farben. «Wenn ich den Unterricht vorbereite, mache ich Fortschritte im Recherchieren auf dem Internet und lerne immer auch inhaltlich Neues, z.B. neue englische Wörter», erzählt Sreypov.

Nachdem die Englischhefte verräumt sind, erzählt Dyma den Kindern eine biblische Geschichte zu den verschiedenen Farben, deren englische Namen sie eben gelernt hatten. Zum Schluss des Nachmittags gab es ein kleines Zvieri, das Laisor und Sreypov jeweils auf dem Markt besorgen. Die Kinder essen mit Genuss und bald sind die Teller fast leer – aber es gibt keinerlei Streit, sie können teilen. «Es ist dem Team wichtig, Anstand und Hilfsbereitschaft zu fördern.» Laisor meint: «Wir haben vernommen, dass sich die Eltern über die Entwicklung ihrer Kinder freuen.»